Margarete Susman 1872 | 1966 | 2022 - Call for participation

Redaktion Neue Wege, 24. Mai 2021

Margarete Susman erinnern – Margarete Susman neu entdecken

Die jüdische Religionsphilosophin Margarete Susman (1872-1966) flüchtete 1933 aus Deutschland nach Zürich. In der Schweiz hatte sie bereits ihre Jugend verbracht und zwischen 1912 und 1918 mit Unterbrüchen mit ihrem damaligen Mann, dem Maler und Kunsthistoriker Eduard von Bendemann, erneut gelebt. Dennoch wurde ihr als «heimatloser» Geflüchteter aus politischen Gründen zeitweise ein Rede- und Publikationsverbot auferlegt.

Margarete Susman schrieb Gedichte, verfasste Bücher und Essays über Lyrik – etwa über das Werk von Stefan George, später lernte sie auch Paul Celan kennen –, zur Frauenbewegung und immer mehr zum Judentum. Sie stand in Verbindung mit Georg Simmel, Martin Buber, Gustav Landauer und Hedwig Lachmann, Ernst Bloch, Franz Rosenzweig, Karl Wolfskehl oder Jonas Fränkel. Susman setzte sich mit dem revolutionären politischen Potenzial des jüdischen Gesetzesdenkens in der säkularen Welt des 20. Jahrhunderts sowie mit der Shoah als Katastrophe und jüdischem Schicksal auseinander.

Die grosse Denkerin ist mancherorts in Vergessenheit geraten. Die Zeitschrift Neue Wege möchte zusammen mit Fachpersonen und Interessierten dazu beitragen, das Werk von Margarete Susman in seiner Bedeutung für unsere Gegenwart wieder zu entdecken. Ihr 150. Geburtstag im Herbst 2022 bietet dazu einen willkommenen äusseren Anlass.

Margarete Susman gehörte seit ihrer Emigration nach Zürich 1933 zum Kreis des Religiösen Sozialismus um Leonhard Ragaz. Sie publizierte selber regelmässig in der Zeitschrift Neuen Wege, die sie über Jahrzehnte mitprägte. 2015 publizierte ihre Biografin Elisa Klapheck in den Neuen Wegen den Aufsatz Margarete Susman – eine moderne Prophetin, Willy Spieler im Anschluss den Beitrag Die politische Dimension des Judentums.

Der 14. Oktober 2022 ist der 150. Geburtstag von Margarete Susman. Die Neuen Wege werden im Lauf des Jubiläumsjahres in Kooperation mit Partnerinstitutionen und Fachpersonen Leben und Werk von Margarete Susman feiern und mit aktuellen Fragen unserer Zeit ins Gespräch bringen.

Dieser Call soll auch dazu beitragen, dass an international an verschiedensten Orten eigenständige Aktivitäten vielfältigster Art zu Leben und Werk von Margarete Susman geplant werden.

Veranstaltungen und Publikationen zum Jubiläum

Die geplanten Anlässe und Publikation ermöglichen Begegnungen und Vernetzungen von Menschen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Margarete Susman beschäftigen. Die Zeitschrift Neue Wege und die Kooperationspartner*innen tragen so dazu bei, dass die Autorin in verschiedenen Kreisen und an unterschiedlichen Orten neu wahrgenommen werden kann.

Die grossen Themen, denen sich Margarete Susman gewidmet hat, werden durch die Veranstaltungen in inspirierender Form in unserer Gegenwart verankert: säkulare Religiosität, das Religiöse im Politischen, jüdische (Religions-)Philosophie, Gesetz und Freiheit, Messianismus und Reich Gottes, christlich-jüdischer Dialog, Feminismus und Identität, Anarchismus und Sozialismus, Nationalismus, Fremdsein und Zugehörigkeit, Migration und Exil, Staat Israel und Gerechtigkeit, Lyrik und Religion …

Folgende Anlässe und Publikationen sind derzeit geplant:

● Auftaktveranstaltung am 26. oder 27. Januar 2022 im Literaturhaus Zürich
An dieser Abendveranstaltung soll das Interesse für Margarete Susman und die aktuelle Auseinandersetzung mit ihr geweckt werden. Leben und Werk von Margarete Susman werden vorgestellt. Literarische und essayistische Texte werden vorgetragen. Der Abend ist auch die Vernissage der Sonderausgabe der Zeitschrift Neue Wege über Margarete Susman.

● Sonderausgabe Neue Wege 1/2.22: Margarete Susman 1872 | 1966 | 2022
In dieser 48-seitigen Publikation kommen Autor*innen aus verschiedenen Disziplinen und Kontexten zu Wort. Das Heft inspiriert zur weiteren Beschäftigung mit Margarete Susman im Lauf des Jahres.

● Salon der Volkshochschule Zürich am 4. März 2022
An einer halbtägigen Veranstaltung bieten verschiedene Referent*innen einen Einstieg in das Gespräch zu Leben und Werk von Margarete Susman.

● Ringvorlesung der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien an der Universität Zürich im Herbstsemester 2022/23
Die Vortragsreihe, die in Kooperation mit dem Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel geplant wird, ermöglicht die Darstellung und Diskussion verschiedener Perspektiven auf das Leben und Werk von Margarete Susman und die Auseinandersetzung mit entsprechenden Fragestellungen in unserer Gegenwart.

● Festanlass zum 150. Geburtstag von Margarete Susman am 14. Oktober 2022
An einem Festanlass soll ein breiteres, auch jüngeres Publikum die Möglichkeit erhalten, mit Leben und Werk von Margarete Susman vertraut zu werden. Die Veranstaltung bezieht neben wissenschaftlichen Perspektiven aus unterschiedlichen Disziplinen und gegenwartsbezogenen Debatten auch künstlerische Impulse aus verschiedenen Sparten mit ein.

● Publikationen von Texten / Neuauflagen von Büchern von Margarete Susman
Neuauflagen und Neuerscheinungen sollen einem breiteren Publikum einen Einstieg in das Werk von Margarete Susman eröffnen. Aufgrund unserer Anregungen prüft der Jüdische Verlag bei Suhrkamp eine allenfalls erweiterte und überarbeitete Neuauflage des Lesebuchs Das Nahsein und Fernsein des Fremden. Essays und Briefe; auch eine Neuauflage von Das Buch Hiob und das Schicksal des jüdischen Volkes ist möglich. Mit dem bevorstehenden Jubiläum sollen auch Impulse zu weiteren Publikationen, auch in englischer Sprache, vermittelt werden.

Eine Einladung: Call for participation

Wir laden
● interessierte Wissenschaftler*innen (insbesondere auch Studierende und Doktorierende) aus den Bereichen Philosophie, Gender Studies, Judaistik, Theologie, Religionswissenschaften, Literatur, Geschichte usw.,
● Universitäten, Lehrhäuser, Bildungseinrichtungen, (inter-)religiöse und kulturelle Institutionen,
● Künstler*innen,Autor*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen,


ein,
● uns ihr mögliches Interesse an einer der geplanten oder angedachten Jubiläumsveranstaltungen oder -publikationen zu signalisieren,
● Ideen für mögliche wissenschaftliche, künstlerische oder weitere Beiträge zu kreieren und zu skizzieren,
● eigenständige Veranstaltungen zu planen, sowie
● zu Vernetzungen mit weiteren interessierten Personen und Institutionen beizutragen.

Bitte nehmen Sie möglichst umgehend mit uns Kontakt auf, spätestens bis am 10. September 2021: redaktion@neuewege.ch

Wir freuen uns auf Ideen, Hinweise und Gespräche!

Arbeitskreis Margarete Susman / Neue Wege
● Beat Dietschy, Philosoph und Theologe, Bern
● Martin Dreyfus, Spezialist für Exilliteratur 1933-1950, Zürich
●  Matthias Hui, Theologe, Menschenrechtsexperte und Redaktor Neue Wege, Bern
● Elisa Klapheck, Rabbinerin in Frankfurt am Main und Professorin / Direktorin am Pnina Navè Levinson Seminar für Jüdische Studien an der Universität Paderborn
● Andreas Mauz, Theologe und Literaturwissenschaftler, Basel
● Geneva Moser, Geschlechterforscherin, Philosophin und Redaktorin Neue Wege, Kehrsatz
● Antje Schrupp, Journalistin und Politologin, Frankfurt a.M.

Literatur zum Einstieg
● Elisa Klapheck: Margarete Susman und ihr jüdischer Beitrag zur politischen Philosophie. Hentrich & Hentrich, Paperback, 2. Auflage, Berlin 2021.
●Anke Gilleir, Barbara Hahn (Hrsg.): Grenzgänge zwischen Dichtung, Philosophie und Kulturkritik. Über Margarete Susman. Wallstein, Göttingen 2012.

(Call for Participation im pdf-Format: Download-Link)