Neue Wege 4.22: Bündner Spuren

Redaktion Neue Wege, 23. März 2022
Neue Wege 4.22.

Die Neuen Wege gehen auf Reisen. Zum aktuellen Schwerpunkt «Graubünden» führte die Neugierde, mehr als hundertjährige Spuren des Religiösen Sozialismus wiederzuentdecken und gegenwärtige Bündner Realitäten zu erkunden.

Leonhard Ragaz (1868-1945), die Leitfigur der Neuen Wege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, schrieb zu seiner Verwurzelung in Graubünden: «Jedenfalls ist mein Glaube an eine Gemeinschaftsordnung in der Wirtschaft, überhaupt der menschlichen Dinge, und in diesem Sinne an den Kommunismus, stark auch in diesem Erleben meiner Kindheit und Jugend begründet.» Er wuchs im Dorf Tamins auf, wo das Zusammenleben von Bündner Tradition, der demokratisch geprägten Gemeindeautonomie und genossenschaftlichen Strukturen geprägt war. Die international tätige Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin Clara Ragaz-Nadig (1874-1957), verheiratet mit Leonhard, stammte aus Chur. Beide kehrten von Zürich aus immer wieder nach Graubünden zurück, unter anderem in das religiös-soziale Frauen- und Mädchenbildungshaus Casoja in der Lenzerheide. Zahlreiche Pfarrer zählten sich in Graubünden zwischen 1910 und 1950 zum Religiösen Sozialismus – besonders spürbar während des Generalstreiks 1918 und durch antimilitaristische Vorstösse in der Synode.

Matthias Hui und Geneva Moser schildern in einer Reportage, wie in Graubünden nur noch wenig Spuren an den Religiösen Sozialismus erinnern. Aber sie treffen auf überraschend viele Menschen, die auch heute unkonventionelle Ideen in die Tat umsetzen. Ein Gespräch mit der Kirchenratspräsidentin und SP-Politikerin Erika Cahenzli, dem Liedermacher Linard Bardill und dem Juso-Aktivisten Damiano Capelli beleuchtet gegenwärtige Veränderungsprozesse. Die Historikerin Silke Redolfi vom Frauenkulturarchiv Graubünden gräbt in der Geschichte und bringt Frauentraditionen ans Licht. Die Autorin Patrizia Parolini beschäftigt sich, wie auch Conradin Conzetti in einem Gedicht, exemplarisch mit Spuren aus der familiären Herkunftsregion, dem italienischsprachigen Puschlav.


Inhalt

«Dorfkommunismus» in Graubünden?
Matthias Hui und Geneva Moser

Das Puschlav: von Kirche, Kampf und Klosterfrauen
Patrizia Parolini

Unaufhaltsame Veränderungen
Neue Wege-Gespräch mit Damiano Capelli, Erika Cahenzli, Linard Bardill

Die Unsichtbaren: Traditionen von Frauen in Graubünden
Silke Margherita Redolfi

Die Piazza
Conradin Conzetti

Anstoss: Mitternachtssonne
Iren Meier

Gefühlsduselei: Genug Leben
Geneva Moser

Nadelöhr: Nach dem Krieg
Matthias Hui

Bestellung (Einzelheft, 32 Seiten, CHF 10.-):

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