«Wie sieht man in der Schweiz die Ausbeutung von Rohstoffen durch Schweizer Konzerne?» Neue Wege-Gespräch mit Soeur Nathalie Kangaji

Matthias Hui, 22. August 2018
Neue Wege 9/2018

Als Anwältin kämpft die Ordensschwester Nathalie Kangaji im Kongo für die Rechte von Menschen, die unter den Folgen des Kobalt- und Kupferabbaus leiden. Ein Gespräch über den lokalen Widerstand und die globale Verantwortung von Schweizer Konzernen.

Willkommen, Soeur Nathalie. Schön, dass Sie in der Schweiz sind.

Guten Tag. Ich möchte Ihnen erklären, weshalb ich hier bin. Ich bin Rechtsanwältin und Leiterin des Zentrums CAJJ (Centre d’Aide Juridico-Judiciaire) in Kolwezi. In Kolwezi gibt es bedeutende Kobalt- und Kupferminen. Unser Zentrum besteht aus einer Gruppe von Anwältinnen und Anwälten und bietet notleidenden Menschen professionelle Rechtsauskunft und Rechtshilfe an. Wir arbeiten seit einigen Jahren für die Rechte der lokalen Gemeinschaften, die sich rund um die Minen befinden und in Konflikten mit den entsprechenden Unternehmen stehen. Es geht um ihre Rechte im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf die Umwelt, um das Recht auf Gesundheit und um Landrechte. Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Gebiete sind zumeist sehr arm und verfügen über zu wenig Bildung, um ihre Rechte selber einzufordern. Wir ­begleiten sie.

Und was hat das mit der Schweiz zu tun?

Wir leisten diese Arbeit mit grosser Unterstützung durch Fastenopfer und Brot für alle. Sie haben uns auch geholfen, auf internationaler Ebene Druck zum Schutz unserer lokalen Gemeinschaften auszuüben. Denn in unserer Region gibt es zwei grosse Minenunternehmen, die Tochtergesellschaften von Glencore sind: Mutanda Mining Sarl und Kamoto Copper Company. Sie beuten Kobalt und Kupfer aus und exportieren es.

Ist also Glencore der Grund, dass Sie in der Schweiz sind?

Nicht nur. Ich bin auch stellvertretende Generalsekretärin der Kommission Justi­tia et Pax der kongolesischen Bischofskonferenz in Kinshasa. Wir wurden an den UNO-Menschenrechtsrat in Genf eingeladen, wo der Kongo Thema war. Die Kommission Justitia et Pax ist in der gegenwärtigen politischen Situation meines Landes eine sehr engagierte Akteurin. Für mich ist es sehr wichtig, Ihr Land besser zu kennen, dessen grösster Konzern in meiner Stadt eine enorme Rolle spielt. Ich werde im Jahr 2019 anlässlich der Kampagne von Fastenopfer und Brot für alle mit mehr Zeit in die Schweiz zurückkehren.

Glencore macht weltweit einen Jahres­umsatz von über 200 Milliarden US-Dollar, das Bruttoinlandprodukt des Kongo ­beläuft sich auf 35 Milliarden US-Dollar. Glencore hat Macht. Weiss die lokale Bevölkerung, dass es sich um einen Konzern mit Sitz in der Schweiz handelt?

Einige akademisch Gebildete wissen das, aber die grosse Mehrheit der Bevölkerung hat keine Kenntnisse solcher Zusammenhänge. Wir sind sehr daran interessiert, genauer zu wissen, wie man in der Schweiz die Ausbeutung von Rohstoffen durch Schweizer Konzerne sieht. Wir möchten erfahren, welche Informationen über die Situation im Kongo hier vorhanden sind.

Sie sprachen Konflikte an. Inwiefern ­stehen die lokalen Gemeinschaften bei Ihnen im Clinch mit den Rohstoffunternehmen?

Das betrifft vor allem die Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf die Umwelt. In zahlreichen Fällen müssen wir Fälle von Verschmutzung des Wassers oder des Bodens dokumentieren, Klagen begleiten und Verhandlungen führen mit den Unternehmen, um den betroffenen Gemeinschaften zu ihrem Recht zu verhelfen und Schadenersatzzahlungen zu bewirken. Aber unsere Arbeit betrifft auch die sozialen Verhältnisse. Wenn Sie zu uns kommen, werden Sie über die Armut in dieser Bergbauregion erschrecken. Es gibt eine schreiende Ungerechtigkeit. Wir engagieren uns dafür, dass die Lokalbevölkerung etwas vom Reichtum der Rohstoffe bekommt und nicht nur Opfer deren Abbaus ist.

Können Sie direkte Kontakte zu den Unternehmensleitungen herstellen?

Wir haben heute einen direkten Dialog, aber das kam nicht automatisch. Am Anfang waren die Konzerne für die Lokalbevölkerung nicht zugänglich. Die in prekären Verhältnissen lebenden Menschen fanden die Argumente nicht, um Verhandlungen einzufordern. Wir können die Brücke sein. Manchmal sind auch die politischen Behörden involviert.

Was hat bewirkt, dass heute mehr direkte Gespräche möglich sind?

Das hat mit unserem hartnäckigen Widerstand, unserer Ausdauer zu tun. Die Konzerne mussten lernen, dass es auch in der kongolesischen Gesellschaft politisch informierte und engagierte Menschen gibt und sie Verpflichtungen gegenüber den lokalen Gemeinschaften nachkommen müssen. Auf der anderen Seite waren auch unsere schweizerischen Partner wichtig: Wenn sich die Unternehmen bewusst werden, dass ihre Verstösse nicht nur lokal, sondern auch international angeprangert werden, insbesondere im Land ihres Geschäftssitzes, verändert das die Ausgangslage und das Verhalten. Sie sehen sich gezwungen, sich einem Dialog zu öffnen.

Glencore in Kongo bringen wir auch mit Korruptionsvorwürfen auf höherer Ebene in Verbindung. Die Paradise Papers haben beispielsweise die Rolle des Israeli Dan Gertler aufgedeckt, der als Mittelsmann zum kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila hohe Millionenbeträge auch von Glencore eingestrichen hat. Beschäftigen sich die Menschen im Kongo auch mit diesen Zusammenhängen, oder absorbiert sie die Verhinderung der direkten Folgen der Rohstoffausbeutung?

Das sind verschiedene Ebenen. Die kleinen Leute kämpfen gegen das, was sie direkt betrifft. Aber auf der Ebene der organisierten Zivilgesellschaft gibt es natürlich auch bei uns Menschen, die sich mit der Frage eines nachhaltigen, verantwortlichen Rohstoffabbaus und den entsprechenden politischen Fragen auseinandersetzen. Wie Sie wissen, kommen die Mittel für die Politik jener Personen, die uns regieren, vor allem aus den Rohstoffunternehmen. Sie sind zum Teil auch direkt daran beteiligt. Da ist es normal, dass viel Korruption vorhanden ist.

Ist ihre Vereinigung eine kirchliche oder von der Kirche völlig unabhängig?

Beides stimmt. Ich selber bin ja religiös, eine katholische Ordensschwester. Ich engagiere mich auch mit meinen religiösen Überzeugungen in dieser Arbeit. Aber ich arbeite eng mit nichtkirchlichen Personen und allen möglichen Organisationen zusammen. Wir arbeiten nicht isoliert. Wir verbünden uns mit anderen Kräften. Doch wir sind autonom.

Führte Ihr persönliches Engagement zur Gründung dieser Organisation?

Ja, und das ist verbunden mit dem Engagement meines Ordens. Er hat sich stark der Bildung, der sozialen Aktion und der Förderung der Menschenrechte verschrieben. In diesem Kontext habe ich mich gefragt: Was müssen wir und was können wir hier tun, in einer Stadt, die vom Bergbau geprägt ist? Ich sah die Menschen, die auf Unterstützung dringend angewiesen waren.

Sie leben auch in Ihrer Ordensgemeinschaft. Steht diese hinter Ihrem Einsatz?

Ja. Der Aufbau der juristischen Beratung und Hilfe ist durch meine Ordensgemeinschaft überhaupt erst ermöglicht worden. Wir mussten Juristinnen und Juristen finden, die bereit sind, ihre Zeit für die Unterstützung der Armen einzusetzen. Aber wir benötigten auch Mittel, um die Organisation zum Funktionieren zu bringen.

Steht auch die Kirche hinter Ihrer Arbeit?

Die Frage des Rohstoffabbaus ist ein zentrales Anliegen der Kirche. Auch unser Ortsbischof widmet sich ihr mit ganzem Herzen, er unterstützt unsere Organisation. Die «Observatorien für die natürlichen Ressourcen» sind offizielle Kommissionen der Diözesen. Der lokale Bischof ist ihr direkter Ansprechpartner. Das Observatorium bei uns stützt sich stark auf unsere juristische Arbeit.

Ist diese Arbeit also vor allem in der katholischen Kirche verankert?

Nein, keineswegs. In meiner Organisation habe ich einen jungen Anwaltskollegen, der Protestant ist, eine junge Kollegin kommt aus einer Pfingstkirche. Es arbeiten auch Leute bei uns, die nicht religiös gebunden sind – aber man muss eine Überzeugung haben.

Welcher Art?

Die Menschen haben Rechte, wir müssen für sie kämpfen. Wir müssen kämpfen für eine nachhaltige Entwicklung zum Wohl aller. Die Menschenwürde steht im Zentrum.

Gehört auch Bildungsarbeit zu Ihren Aufgaben, sodass die Menschen ihre Rechte besser kennen?

Am Anfang stand die Übernahme ihrer Sache, ihres juristischen Kampfes. Aber um unser Handeln beständiger und wirksamer werden zu lassen, sind wir auch stärker in die Sensibilisierungsarbeit eingestiegen. Die Menschen sollen ihre Rechte verstehen und ihre eigene Verteidigung gewährleisten können. Darin besteht auch unser neues Projekt, das von Fastenopfer unterstützt wird: Wir wollen, dass die Dorfgemeinschaften rund um die Minen sich so zu organisieren vermögen, dass sie selber juristische Auseinandersetzungen führen können. Die Gemeinschaften werden befähigt, vor Ort, wo wir nicht immer sein können, selber Verschmutzungen zu beobachten und zu denunzieren. Sie müssen Verfahren, Handlungsoptionen und Begründungen für ihre Forderungen kennen.

Riskieren Sie und die Menschen vor Ort viel, wenn sie sich besser organisieren?

Ja, unsere Arbeit ist risikoreich. Alles ist möglich. Aber wir lassen deswegen nicht locker.

Gab es bisher direkte Gewalt in Ihrer Region?

Nein, es kam nicht zu physischer Gewalt. Es gab Drohungen. Die Politiker haben Interessen, die Unternehmen haben welche, wir wissen nie genau, wie sie auf unsere Aktionen reagieren.

Im Moment unterstütze ich eine Gruppe von Frauen, deren Felder durch die Folgen des Rohstoffabbaus zerstört wurden. Die Leiterin des verantwortlichen Unternehmens gehört der Familie des Präsidenten an. Wir wurden gerufen, und ich wollte mit einer Untersuchung der Situation beginnen. Als wir auf die Felder gingen, war ich plötzlich von schwer bewaffneten Soldaten der Präsidentengarde umzingelt. Sie waren über mich und meine Organisation gut informiert und bedrängten mich: «Woher nimmst du dir das Recht, hier zu sein? Was tust du hier?» Ich antwortete: «Ich bin allein, ich bin überdies eine Frau, ihr seid viele, dazu bewaffnet. Können wir nicht ohne Waffen sprechen?» Daraufhin haben sie tatsächlich ihre Waffen gesenkt. Ich habe ihnen dann erklärt, dass ich als Vertreterin einer Menschenrechtsorganisation gerufen worden sei, weil Pro­bleme bestünden und ich die Angelegenheit vor Ort untersuchen wolle. Die Einschüchterungen gingen weiter, aber sie liessen uns ziehen.

Die Frauen sagten mir nachher: «Meine Schwester, wir konnten uns nicht vorstellen, dass du dich als Frau gegen diese bewaffneten Soldaten wehren konntest.» Diese Erfahrung hat auch sie stark gemacht. Sie sahen, dass ich sehr beschäftigt bin und sie nicht bei jedem Verhandlungsschritt begleiten kann. «Wir gehen selber hin, Schwester, wir werden das versuchen. Wenn wir keinen Erfolg erzielen, sagen wir ihnen: Dann kommen wir mit unserer Schwester.» Es verändert sich etwas, in der Gesellschaft realisieren die Frauen, und auch die Männer, dass Frauen fähig sind, etwas zu bewirken. In unserer Gesellschaft neigen die Menschen gerne dazu, Rohstofffragen als Männersache zu sehen. Aber mit unserem Engagement beginnen viele Frauen, über diese Zusammenhänge nachzudenken und aktiv zu werden.

2019 kehren Sie für die Ökumenische Kampagne von Brot für alle und Fastenopfer in die Schweiz zurück. Was erwarten Sie von den Schweizer Kirchen?

Ich habe grosse Erwartungen. Ohne die Unterstützung von Fastenopfer und Brot für alle wäre unsere Arbeit viel schwieriger. Wir sind sehr mobil; um bei den Leuten zu sein und vor Ort Untersuchungen und Studien durchführen zu können, brauchen wir Mittel. Aber unsere Stimme allein reicht nicht, um die Dinge wirklich verändern zu können. Wir benötigen unsere Partner, auch die Kirchen, um unsere Forderungen an höchster Stelle deponieren zu können. Ich erfahre die Auswirkungen dieser Zusammenarbeit, des Verfechtens unserer Anliegen bei der Glencore-Direktion; es sind nicht die grossen Veränderungen, aber einzelne positive Schritte. Das ist für die Lokalbevölkerung wichtig. Ein Beispiel: Die Felder einer Gemeinschaft, ihre einzige Grundlage zum Überleben, wurden verseucht. Wir haben auf unserer Ebene alles versucht. Erst durch die Unterstützung von Fastenopfer und Brot für alle gegenüber der Konzernzentrale kam etwas in Bewegung.

Ich weiss, dass es in der Schweiz Bestrebungen gibt für ein Gesetz, einen Verfassungsartikel, der eine Sorgfaltspflicht der Konzerne einfordert. Das wird eine sehr gute Sache sein für die lokalen Bevölkerungen, die von den Aktivitäten der Konzerne betroffen sind. Ich hoffe, da stehen auch die Kirchen dahinter. Es sind ja oft die wirtschaftlich starken Konzerne, die sich im Konflikt mit den kleinen Leuten befinden. In unserem Rechtssystem allein können wir nicht wirkliche Gerechtigkeit erwarten. Aber wenn wir die Möglichkeit erhalten, das Unternehmen auch in seinem Herkunftsstaat zu belangen, wird das dessen Verhalten verändern. Das wird uns in der Frage der Prävention von Menschenrechtsverletzungen helfen.

Kennen Sie Milo Rau und sein Kongo Tribunal? Dieser engagierte Schweizer Regisseur hat im Kongo ein inoffizielles Tribunal zum Rohstoffabbau durchgeführt, das auch verfilmt wurde. Ein Journalist fragte ihn: «Schon in den ersten paar Minuten sieht man Tote nach einem Massaker auf der Strasse, darunter ein Baby in Grossaufnahme. Ist das gewollte Provokation?» Milo Rau antwortete: «Diese Aufnahmen sind krass. Aber sie gar nicht zu zeigen, wäre geradezu amoralisch und falsch (…). In unseren Smartphones stecken Rohstoffe aus dem Kongo. Achtzig Prozent der Rohstoffe, die in dem Film vorkommen, werden über die Schweiz gehandelt und raffiniert. Wir leben von den Steuern dieser Firmen. Während die Menschen, die im Film vorkommen, nichts haben von ihren Bodenschätzen, weil die Abbaufirmen in ihrem Land kaum oder keine Steuern bezahlen. Im Grunde leben wir von den toten Babys, von denen wir gerade geredet haben, weil die eben nicht davon leben.» Was sagen Sie zu einer solchen Einschätzung?

Es gibt bei uns zwei unterschiedliche Formen der Ausbeutung von Rohstoffen: die industrielle, die wir etwa mit den Glencore-Firmen haben, und den Kleinabbau. Beim Kleinabbau ist die Produktionskette mit sehr viel direkter Gewalt verbunden. Die Leute arbeiten unter sehr schweren, erschreckenden Bedingungen. Es gibt Kinder- und Frauenarbeit in gewissen Minen.

Auf jeden Fall liegt die Verantwortung für die Auswirkungen des Rohstoffabbaus bei allen: bei den Konsumentinnen und Konsumenten der mit den Rohstoffen produzierten Güter, bei den Produzenten und bei den Regierungen, die in der Pflicht stehen, ihre Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Diese Akteure teilen die Verantwortung dafür, dass der Abbau von Rohstoffen unter akzeptablen Bedingungen im Respekt vor jedem Menschen vor sich gehen kann. Deshalb braucht es Gesetze, die den Rohstoffabbau regulieren und die Betroffenen schützen.

Sehen Sie die gegenwärtigen Formen des Rohstoffabbaus als eine Fortsetzung kolonialer Strukturen? Wir im Norden brauchen die Rohstoffe auf Teufel komm raus. Im Kongo liegen zwei Drittel der weltweiten Kobaltvorkommen. Eine Verknappung des Metalls, das für den Bau leistungsstarker Batterien unerlässlich ist, würde Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zurückbinden.

Wir leben tatsächlich weiterhin in einer Struktur der Abhängigkeit, wir verfügen beispielsweise im Kongo nicht über wirtschaftliche Unabhängigkeit. Wir wissen, dass die Preise für unsere Rohstoffe anderswo festgelegt werden, sie werden uns von aussen aufgezwungen. Die Rohstoffe werden nicht gemäss ihrem realen Wert verkauft, der uns wie anderen Gesellschaften Entwicklung ermöglichen würde.

Ihr beeindruckendes Engagement ist begleitet von vielen offenen Fragen und Rückschlägen. Aus welcher Motivation heraus machen Sie weiter?

In der Tat sind die Herausforderungen riesig. Aber der Kampf lohnt sich. Ich sehe sehr grosse Armut in einem Land, das reich sein könnte. Das ist ein Skandal. Das ruft nach Initiativen wie unserer. Wenn sie zahlreich sind, können wir vorwärtskommen. Die Armut, die Ungerechtigkeit, die schlechte Regierungsführung, die Ausbeutung drohen brutal und unkontrolliert zu werden, wenn es keinen Widerstand gibt, der Rechenschaft und Respekt vor der Umwelt und vor dem menschlichen Leben einfordert. Wenn wir jetzt nicht handeln, zusammen mit den lokalen Gemeinschaften, ist es unvorstellbar, wie unsere Landschaft mit diesen Minen, diesen Löchern, die eigentlich renaturiert werden müssten, in zwanzig, dreissig Jahren aussehen wird. Wie und wo werden zukünftige Generationen in diesem Land leben? Die Welt folgt der Ordnung der Wirtschaft, wo es gilt, schnell viel auszubeuten und viel zu produzieren. Wir aber verteidigen unser gemeinsames kongolesisches Erbe. Wir tun, was wir können, um es retten.

Nathalie Kangaji, *1971, ist katholische Ordensschwester in der Congrégation Notre Dame – Chanoinesses de Saint Augustin und Rechtsanwältin. Sie lebt in Kolwezi in der Demokratischen Republik Kongo. Sie ist Gründerin und Leiterin des Zentrums CAJJ (Centre d’Aide Juridico-Judiciaire) sowie stellvertretende Generalsekretärin der Kommission Justitia et Pax der kongolesischen Bischofskonferenz. Die ­Arbeit des CAJJ im Minensektor wird von den Hilfswerken Brot für alle und Fastenopfer unterstützt.

www.sehen-und-handeln.ch

  • Matthias Hui,

    *1962, ist Co-Redaktionsleiter der Neuen Wege, Theologe und Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation humanrights.ch.