Einst Sehnsuchtsort für Maoist*innen, heute Weltmacht, Wirtschaftswunder, Schauplatz von Repression und Menschenrechtsverletzungen – die Volksrepublik China ist voller Widersprüche, die Berichterstattung über das Land und seine Menschen voller Klischees. Es ist regelrecht waghalsig, ein Heft zum Thema China zu machen. Und trotzdem richten die Neuen Wege in dieser Ausgabe den Blick in den Osten.
Redaktor Kurt Seifert unternahm jüngst eine längere Reise durch China. Im Artikel Des Kaisers neue Kleider beobachtet der ehemalige «Mao-Jünger» kritisch Chinas Gegenwart, verbindet seine Reiseeindrücke mit historischen Linien und Entwicklungsszenarien. SP-Nationalrat Fabian Molina nimmt im Gespräch Stellung zur Schweizer Aussenpolitik und plädiert für Solidarität und Multilateralismus. Georg Evers beschreibt die systematische Kontrolle aller religiösen Aktivitäten: das «Auge der Regierung und der Partei» hat religiöse Chines*innen überall im Blick. Eindrückliches Zeugnis dieser Repression sind die Texte des Schriftstellers Liao Yiwu. In einem Essay schreibt er über die Verhaftung seines Freundes, des Pastoren und Dichters Wang Yi. Mit dem komplexen China setzt sich auch der renommierte Künstler Kesang Lamdark auseinander. Bilder seiner Werke bereichern die Ausgabe: Vielschichtig, irritierend und kritisch.
Gute Lektüre!
Laura Lots und Geneva Moser
Inhalt
Kurt Seifert
Des Kaisers neue Kleider?
Catrina Schwendener
Frauenarbeit in China zwischen Emanzipation und Selbstbestimmung
Liao Yiwu
Abschied ohne Abschied
Georg Evers
Religion unter Kontrolle der Partei
Wang Yi
Drei Gedichte
Neue Wege-Gespräch mit Fabian Molina
Multilateralismus vor Profitinteressen
Jovita dos Santos Pinto
Anstoss!: Samira. Hüterin der Kolonialnostalgie
Geneva Moser
Impuls: Gebet
Ulrich Duchrow
Lesen: Die Macht der Commons
Kurt Seifert
Lesen: Ein neuer Kalter Krieg
Tildy Hanhart
Nach-Ruf für Julia Esquivel
Matthias Hui
Nadelöhr: Zuhause. So nah, so fern